Sammlung der Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts
Collection des arrêts du Tribunal fédéral suisse
Raccolta delle decisioni del Tribunale federale svizzero

BGE 134 V 269



Urteilskopf

134 V 269

32. Auszug aus dem Urteil der II. sozialrechtlichen Abteilung i.S. A. und
Helsana Versicherungen AG gegen Universitätsspital Zürich (Beschwerde in
öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten)
9C_202/2008 vom 29. Mai 2008

Regeste

Art. 12 Abs. 3, Art. 41, Art. 43, Art. 44 Abs. 1, Art. 49, Art. 89 KVG; Art. 85
Abs. 2 VAG; Zuständigkeit des kantonalen Schiedsgerichts. Das Schiedsgericht
ist im Streit über die vom Spital in Rechnung gestellte Vergütung einer nicht
medizinisch begründeten ausserkantonalen stationären Behandlung nicht
zuständig, wenn weder ein Versicherer in seiner Eigenschaft als gesetzlicher
Krankenversicherer noch die Patientin in der Stellung einer gesetzlich
Krankenversicherten beteiligt sind (E. 2, insbesondere E. 2.6; ferner in E. 2.5
Ausführungen zum Tarifschutz in diesem Fall sowie in E. 2.7 Erläuterungen zum
Urteil K 92/01 vom 27. Dezember 2001, E. 4).

Sachverhalt ab Seite 270

BGE 134 V 269 S. 270
A. A., wohnhaft ausserhalb des Kantons Zürich, war bei der Helsana
Versicherungen AG (nachfolgend: Helsana) obligatorisch krankenpflegeversichert
sowie bei der Helsana Zusatzversicherungen AG zusatzversichert "allgemein ganze
Schweiz". Sie liess sich vom 3. bis 27. Juni 2005 in der allgemeinen Abteilung
der Geburtshilfeklinik des Universitätsspitals Zürich behandeln. Das
Universitätsspital stellte an "Helsana, Fallmanagement" dafür Rechnung im
Betrag von Fr. 35'456.70.

B. A. und die Helsana erhoben am 17. Februar 2006 beim Schiedsgericht in
Sozialversicherungsstreitigkeiten des Kantons Zürich Klage gegen den Kanton
Zürich mit dem Rechtsbegehren, es sei in Bezug auf die fragliche Behandlung der
massgebende Tarif festzustellen; eventualiter sei festzustellen, dass die
Helsana für die erbrachten Leistungen Fr. 13'192.05 zu bezahlen habe;
subeventualiter sei festzustellen, dass mit der Zahlung von Fr. 13'192.05
sämtliche Leistungen abgegolten seien. Zur Begründung brachten sie im
Wesentlichen vor, die geltend gemachte Vergütung verletze die Tarifvorschriften
des KVG.
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich beantragte mit Stellungnahme vom
21. April 2006, auf die Begehren sei nicht einzutreten. Eventualiter sei A. zu
verpflichten, dem Kanton Zürich Fr. 35'456.70 zu bezahlen. Mit Klageergänzung
vom 24. Mai 2006 hielten die Klägerinnen an den gestellten Begehren fest.
Während der Prozesshängigkeit erliess das Universitätsspital Zürich am 28.
September 2006 gegenüber der Helsana Zusatzversicherungen AG eine Verfügung,
worin sie diese verpflichtete, für die besagte Behandlung Fr. 35'135.- zu
bezahlen.
Im Verfahren vor Schiedsgericht beantragte der Kanton Zürich mit Klageantwort
vom 29. September 2006, das Verfahren auf die sachliche Zuständigkeit des
angerufenen Gerichts zu beschränken und auf die Klage nicht einzutreten.
Mit Beschluss vom 29. Januar 2008 trat das Schiedsgericht auf die Klage nicht
ein.
BGE 134 V 269 S. 271

C. A. und die Helsana erheben Beschwerde in öffentlich-rechtlichen
Angelegenheiten mit dem Antrag, unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses
sei die Sache an die Vorinstanz zur materiellen Entscheidung zurückzuweisen.
Die Beschwerde wird abgewiesen.

Auszug aus den Erwägungen:

Aus den Erwägungen:

2. Das Bundesgericht prüft die vorinstanzliche Beurteilung der
Prozessvoraussetzungen von Amtes wegen (BGE 128 V 89 E. 2a).

2.1 Das kantonale Schiedsgericht entscheidet Streitigkeiten zwischen
Versicherern und Leistungserbringern (Art. 89 Abs. 1 KVG). Es ist auch
zuständig, wenn die versicherte Person die Vergütung schuldet (System des Tiers
garant); in diesem Fall vertritt die Versicherung sie auf eigene Kosten (Art.
89 Abs. 3 KVG). Die sachliche Zuständigkeit erstreckt sich auf alle
Streitigkeiten zwischen Krankenversicherern und Leistungserbringern, wenn und
soweit sie Rechtsbeziehungen zum Gegenstand haben, die sich aus dem KVG ergeben
oder auf Grund des KVG eingegangen worden sind. Der Streitgegenstand muss mit
anderen Worten die besondere Stellung der Versicherer oder Leistungserbringer
im Rahmen des KVG, mithin die obligatorische Krankenpflegeversicherung
betreffen (BGE 132 V 352 E. 2.1 S. 353); Streitigkeiten aus
Zusatzversicherungen zur Krankenversicherung fallen demgegenüber in die
Zuständigkeit der nach Art. 85 Abs. 2 des Bundesgesetzes vom 17. Dezember 2004
betreffend die Aufsicht über Versicherungsunternehmen
(Versicherungsaufsichtsgesetz, VAG; SR 961.01; bzw. Art. 47 Abs. 1 aVAG)
zuständigen Gerichte (vgl. Art. 12 Abs. 3 KVG; BGE 133 III 439 E. 2.1 S. 441
f.; BGE 123 V 324 E. 3a S. 328; Urteil 5C.20/2007 vom 2. August 2007, E. 1.3
nicht publ. in BGE 133 III 607; Urteil des Eidg. Versicherungsgerichts K 28/06
vom 20. Juni 2006, E. 2.7 nicht publ. in BGE 132 V 352).

2.2 Der Beschwerdegegner hat im vorinstanzlichen Verfahren die sachliche
Zuständigkeit des Schiedsgerichts bestritten, da die ausserkantonale
Hospitalisation nicht medizinisch indiziert und daher keine KVG-Pflichtleistung
sei. Die Vorinstanz ist zwar auf die Klage mangels eines
Feststellungsinteresses nicht eingetreten, weil der Kanton Zürich den
fraglichen Betrag verfügungsweise dem Zusatzversicherer auferlegt habe, was
Gegenstand eines hängigen Rechtsmittelverfahrens bilde, hat aber ihre sachliche
Zuständigkeit bejaht
BGE 134 V 269 S. 272
mit dem Argument, für deren Beurteilung sei vom Klagebegehren und dessen
Begründung auszugehen. Wenn behauptet werde, es liege ein aus dem KVG
abgeleiteter Anspruch vor, habe das für aus dem KVG abgeleitete Ansprüche
zuständige Schiedsgericht seine Zuständigkeit zu bejahen. Indessen ergibt sich
die Zuständigkeit des Schiedsgerichts nicht schon daraus, dass der Kläger
behauptet, es liege ein aus dem KVG abgeleiteter Anspruch vor, sondern sie
richtet sich nach der Natur des geltend gemachten Anspruchs, wie er sich aus
Rechtsbegehren und Begründung ergibt (STAEHELIN/STAEHELIN/GROLIMUND,
Zivilprozessrecht, Zürich 2008, S. 61; BGE 130 III 489 E. 1.3 S. 492; BGE 119
II 66 E. 2a S. 68). Ob aber dieses behauptete Klagefundament dem Rechtsgebiet
angehört, für welches das Gericht zuständig ist, ist als Prozessvoraussetzung
von Amtes wegen zu prüfen (BGE 125 III 461 E. 2 S. 463 f.).

2.3 Die Beschwerdeführerinnen haben in ihrer Klage nicht behauptet, es stehe
eine Leistung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung zur Diskussion. Im
Gegenteil steht fest und ist unbestritten, dass die Beschwerdeführerin A. nicht
aus medizinischen Gründen ein Spital ausserhalb ihres Wohnkantons aufsuchte.
Der Grundversicherer muss demzufolge die Kosten höchstens nach dem Tarif
übernehmen, der im Wohnkanton der versicherten Person gilt (Art. 41 Abs. 1 Satz
3 KVG). Ebenso ist unbestritten, dass die Differenz zwischen diesem Tarif und
dem vom Leistungserbringer verlangten (korrigierten) Betrag von Fr. 35'135.- zu
Lasten der Zusatzversicherung geht (BGE 127 V 398 E. 2b/dd S. 404 f.). Es steht
auch nicht (wie in BGE 127 V 398; BGE 133 V 123 oder RKUV 2004 Nr. KV 287 S.
298, K 124/02) in Frage, wie hoch die Leistungspflicht des Grundversicherers
nach diesem Tarif ist. Nach der Darstellung der Beschwerdeführerinnen in ihrer
vorinstanzlichen Klage besteht im Wohnkanton Aargau ein anwendbarer Tarif, nach
welchem sich die Kosten der streitbetroffenen Behandlung auf Fr. 4'080.-
belaufen. Diesen Betrag schuldet die Helsana aus der Grundversicherung.
Schliesslich anerkennen die Beschwerdeführerinnen in ihrer vorinstanzlich
eingereichten Klage, für die erfolgte Behandlung den Betrag von Fr. 13'192.05
zu schulden, also bedeutend mehr als die Vergütung, welche aus der
obligatorischen Krankenpflegeversicherung erbracht werden muss. Die
Beschwerdeführerin A. ist somit nicht als obligatorisch
Krankenpflegeversicherte betroffen, sondern als Schuldnerin einer nicht von der
Sozialversicherung zu vergütenden Spitalrechnung. Die Helsana ihrerseits kann
vom Ausgang des
BGE 134 V 269 S. 273
Verfahrens nicht in ihrer Eigenschaft als gesetzlicher Grundversicherer berührt
sein, sondern höchstens die von ihr vertretene Helsana Zusatzversicherungen AG
als Zusatzversicherer. Zur Diskussion steht klarerweise nicht eine Streitigkeit
aus obligatorischer Krankenpflegeversicherung. Die Beschwerdeführerinnen haben
ihre Klage nur damit begründet, auch für den nicht unter die Grundversicherung
fallenden Betrag gelte der Tarifschutz des KVG; dieser Tarifschutz sei im
konkreten Fall verletzt. Die Zuständigkeit des Schiedsgerichts hängt somit
davon ab, ob ein Streit über den vom ausserkantonalen Leistungserbringer bei
Wahlbehandlungen über den anwendbaren Wohnkantontarif hinaus verlangten Betrag
eine Streitigkeit im Sinne von Art. 89 KVG ist. Verneinendenfalls ist das
Schiedsgericht nicht zuständig, auch dann nicht, wenn die Kläger behaupten, das
KVG sei verletzt (vgl. BGE 131 V 191 E. 4 S. 194 f. und Urteil des Eidg.
Versicherungsgerichts K 36/03 vom 26. April 2004, E. 6).

2.4 Das KVG regelt - entsprechend seiner Verfassungsgrundlage (Art. 34^bis aBV
bzw. heute Art. 117 BV) - nicht das gesamte schweizerische Gesundheitswesen,
sondern einzig die soziale Krankenversicherung (Art. 1a Abs. 1 KVG). Auch die
Leistungserbringer sind dem KVG nur insoweit unterstellt, als sie ihre
Leistungen zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung abrechnen.
Wie das ganze KVG gelten dessen Tarifvorschriften ebenfalls grundsätzlich nur
für diejenigen Leistungen, welche auf der Grundlage des KVG vergütet werden.
Auch der Tarifschutz gilt nach dem Wortlaut von Art. 44 Abs. 1 KVG nur für
"Leistungen nach diesem Gesetz", nicht aber für Leistungen, die mangels
KVG-Deckung durch die Patienten selber oder allenfalls durch
Zusatzversicherungen getragen werden (BGE 132 V 352 E. 2.5.1 S. 355; BGE 130 I
306 E. 2.1 S. 310; BGE 129 I 346 E. 3.2 S. 350 f.; BGE 126 III 345 E. 3b S.
350; vgl. auch BGE 131 V 133 E. 6 S. 139: "im Rahmen der Tätigkeit für die
soziale Krankenversicherung"). So wird die Rechtmässigkeit von kantonalen
Tarifen, welche die nicht vom KVG gedeckten Kosten in Pflegeheimen (Art. 50
KVG) oder die nicht vom KVG geregelten Tarife für Privatpatienten regeln, nicht
im sozialversicherungsrechtlichen Verfahren (Anfechtung des Tarifs nach aArt.
53 KVG bzw. heute Art. 34 des Bundesgesetzes vom 17. Juni 2005 über das
Bundesverwaltungsgericht [Verwaltungsgerichtsgesetz, VGG; SR 173.32] oder
schiedsgerichtliches Verfahren nach Art. 89 KVG) beurteilt, sondern auf dem Weg
der ordentlichen öffentlichen Rechtspflege, selbst wenn behauptet wird, der
Tarif verletze die
BGE 134 V 269 S. 274
Bestimmungen des KVG; denn dieses ist auf solche Tarife gar nicht anwendbar (
BGE 130 I 306; Urteil 2P.236/2001 vom 24. Juni 2003, E. 2 nicht publ. in BGE
129 I 346, E. 3 S. 349 f.; Urteile 2P.87/2004 vom 18. Januar 2005 und 2P.83/
2002 vom 24. Juni 2003, E. 2 und 3). Anders verhält es sich, wenn streitig ist,
ob sich der Leistungserbringer mit dem Tarif der Grundversicherung begnügen
muss oder ob er über die Grundversorgung hinaus zulässigerweise eine
(allenfalls von der Zusatzversicherung abzudeckende) Mehrleistung erbringt;
denn hier geht es in Wirklichkeit um den Umfang des Leistungsbereichs der
gesetzlichen Grundversicherung (BGE 132 V 352 E. 2.5.2-2.5.4 S. 355 f.). Ein
solcher Fall liegt hier aber nicht vor; weder der Umfang der Grundversorgung
noch die Leistungspflicht des Grundversicherers sind umstritten, sondern einzig
das Ausmass einer Vergütung, die unbestritten nicht von der obligatorischen
Krankenpflegeversicherung zu bezahlen ist. Das ist nach dem Gesagten keine
KVG-Streitigkeit.

2.5 Nach einem Teil der Lehre unterstehen allerdings auch Vergütungen für
ausserkantonale Wahlbehandlungen gemäss Art. 41 Abs. 1 KVG dem Tarifrecht und
Tarifschutz des KVG (MARKUS MOSER, Die Zuständigkeit der Kantonsregierung zur
Tariffestsetzung nach KVG, in: SZS 2006 S. 16 ff., 23 ff., 27 f.; BEAT MEYER,
Tarifschutz und Tarifgestaltung bei ausserkantonaler Hospitalisation in der
sozialen Krankenversicherung, in: SZS 2004 S. 527 ff., 531 ff.; derselbe,
Schranken und Freiräume von Art. 41 KVG, in: Thomas Gächter [Hrsg.],
Ausserkantonale Hospitalisation: Eine Tür zu mehr Wettbewerb im
Gesundheitswesen- Bern/Zürich 2006, S. 1 ff., 12, Rz. 26). Diese Auffassung
kann sich auf die Botschaft des Bundesrates zum KVG stützen (BBl BGE 1992 I
169, S. 175 f., 180 f.), widerspricht allerdings der dargelegten
Grundkonzeption wie auch dem Wortlaut von Art. 44 Abs. 1 KVG. Jedenfalls kann
ein solcher Tarifschutz nicht bedeuten, dass sämtliche Tarifbestimmungen des
KVG auf derartige Vergütungen anwendbar wären. Namentlich können die
Leistungserbringer für Wahlbehandlungen ausserkantonaler Patienten in
Abweichung von Art. 49 Abs. 1 KVG eine Vollkostendeckung verlangen, weil die
kantonale Leistung im Sinne von Art. 49 KVG entfällt (GEBHARD EUGSTER,
Krankenversicherung, in: Ulrich Meyer [Hrsg.], Schweizerisches
Bundesverwaltungsrecht [SBVR], Soziale Sicherheit, 2. Aufl., S. 692 f. Rz. 874;
BEAT MEYER, a.a.O. [2004], S. 537; BEAT MEYER, a.a.O. [2006], S. 14 Rz. 30;
MARTIN BRUNNSCHWEILER, Aktuelle Rechtsprobleme der
BGE 134 V 269 S. 275
Tarifgestaltung in öffentlichen und öffentlich subventionierten Spitälern, in:
Thomas Gächter [Hrsg.], Spitalfinanzierung, Jusletter, 16. Mai 2005, Rz. 24;
THOMAS MATTIG, Die ausserkantonale Hospitalisation als Chance für die
Leistungserbringer- in: Gächter a.a.O. [2006], S. 113 ff., 121 f.). Die
Rechtsprechung geht davon aus, dass auch in diesen Fällen die Vergütung nach
dem "Tarif des Standortkantons" verrechnet wird, aber insoweit der Tarifschutz
vermindert sei, als (für die Leistungspflicht des Grundversicherers) stets nur
der Tarif im Wohnkanton der versicherten Person anwendbar sei (BGE 127 V 398 E.
2b/dd S. 406; BGE 125 V 448 E. 3a S. 453; vgl. auch BGE 123 V 290 E. 6c/bb S.
306). Der Tarifschutz in Bezug auf die diesen Betrag übersteigende Vergütung
besteht insoweit höchstens darin, dass die Kantonsregierung gemäss Art. 47 Abs.
2 KVG einen Tarif festsetzt (BBl BGE 1992 I 176, S. 180 f.) und dabei die
allgemeinen Grundsätze des Tarifrechts (namentlich Art. 43 Abs. 4 Satz 2 sowie
Abs. 6 KVG) beachten muss, im Übrigen aber frei ist (EUGSTER, a.a.O., S. 692 f.
Rz. 874, S. 721 f. Rz. 956, S. 729 f. Rz. 979; derselbe, Die Unterscheidung
zwischen grund- und zusatzversicherten Leistungen im Spitalbereich: Welche
juristischen Kriterien sind massgeblich- in: SZS 2005 S. 445 ff., 453; ALFRED
MAURER, Das neue Krankenversicherungsgesetz, Basel 1996, S. 72, 86; BEAT MEYER,
a.a.O. [2004], S. 537, 542 f.; POLEDNA/BERGER, Öffentliches Gesundheitsrecht,
Bern 2002, S. 281).

2.6 Wie weit im Einzelnen die Tarifbestimmungen des KVG auf die hier streitigen
Leistungen anwendbar sind, kann offenbleiben. Denn jedenfalls kann in Fällen
wie dem vorliegenden nicht von einer Streitigkeit im Sinne von Art. 89 KVG die
Rede sein, weil weder ein Versicherer in seiner Eigenschaft als
Grundversicherer noch ein Patient in seiner Eigenschaft als obligatorisch
Krankenpflegeversicherter beteiligt ist. Handelt es sich beim
Leistungserbringer um eine privatrechtliche Person, so sind sowohl das
Verhältnis zwischen dem Leistungserbringer und dem Patienten als auch dasjenige
zwischen dem Patienten und dem allenfalls zahlungspflichtigen Zusatzversicherer
privatrechtliche Verhältnisse (Urteil 5C.52/2001 vom 14. Juni 2001, E. 1c nicht
publ. in BGE 127 III 421, E. 1d S. 422 f.; Urteil des Eidg.
Versicherungsgerichts K 28/06 vom 20. Juni 2006, E. 2.7 nicht publ. in BGE 132
V 352). Ist der Leistungserbringer - wie hier - eine öffentlich-rechtliche
Person des kantonalen Rechts, so ist das Verhältnis zwischen Leistungserbringer
und Patient dem öffentlichen Recht (inklusive Verfahrensrecht)
BGE 134 V 269 S. 276
dieses Kantons unterstellt (Urteil 9C.152/2007 vom 19. Oktober 2007, E. 2.4),
während das Verhältnis zwischen Patient und Zusatzversicherer auch hier
zivilrechtlich ist. So oder so liegt keine Streitigkeit nach Art. 89 KVG vor.

2.7 Nicht im Gegensatz zum bisher Ausgeführten hat das Eidg.
Versicherungsgericht im Urteil K 92/01 vom 27. Dezember 2001, auf welches sich
die Beschwerdeführerinnen im vorinstanzlichen Verfahren berufen haben, erkannt
(ebenfalls in einem Fall einer ausserkantonalen Wahlbehandlung), das
Schiedsgericht sei zuständig, wenn der anwendbare Tarif des ausserkantonalen
Leistungserbringers umstritten sei (ebenso, gestützt auf dieses Urteil, BEAT
MEYER, a.a.O., [2004], S. 545; MOSER, a.a.O., S. 24 Fn. 24). Es hat dies indes
wie folgt begründet:
"Dès lors que la recourante met en cause le montant de la facture de l'Hôpital
X. à raison de la protection tarifaire ou de ce qui en tient lieu, à défaut de
convention, dans le régime obligatoire, cette question touche à la position
particulière du fournisseur de soins dans le cadre de la LAMal et, comme telle,
peut être soumise au tribunal arbitral" (E. 4).
Aus dieser Begründung ist ersichtlich, dass sie nur für das "régime
obligatoire" anwendbar ist; in jenem Fall war der Tarif des Wohnkantons nicht
aktenkundig, so dass nicht auszuschliessen war, dass die Krankenkasse auch in
ihrer Eigenschaft als Grundversicherin betroffen sein würde (sofern nämlich der
massgebliche Tarif des Wohnkantons mindestens so hoch wäre wie der in Frage
kommende Tarif des Standortkantons des Leistungserbringers). Hingegen kann aus
diesem Entscheid nicht abgeleitet werden, dass das Schiedsgericht auch
zuständig wäre, wenn - wie das hier der Fall ist - klar ist, dass eine Leistung
aus Grundversicherung überhaupt nicht zur Diskussion steht.

2.8 Entgegen der offenbaren Auffassung der Beschwerdeführerinnen bedeutet die
fehlende Zuständigkeit des Schiedsgerichts nicht, dass die Patienten schutzlos
einer überhöhten Kostenforderung ausgeliefert wären. Soweit die Tarifgrundsätze
des KVG materiell-rechtlich auch in diesen Verhältnissen anwendbar sind (vorne
E. 2.5), kann ihre Einhaltung vorfrageweise auch in den massgebenden Verfahren
des Privatrechts bzw. der ordentlichen Verwaltungsrechtspflege überprüft werden
(Urteile des Eidg. Versicherungsgerichts K 139/97 vom 29. Dezember 1997, E. 3e
nicht publ. in BGE 123 V 324, und K 59/02 vom 12. November 2002, E. 1.2), ohne
dass die Streitsache dadurch zu einer solchen des Sozialversicherungsrechts
BGE 134 V 269 S. 277
würde (vgl. BGE 124 III 44 E. 1a/bb S. 46 f.; BGE 123 V 324 E. 3b S. 328 f.).
In öffentlich-rechtlichen Verhältnissen ergibt sich zudem ein Schutz vor
überhöhten Forderungen des Leistungserbringers schon aus den allgemeinen
gebührenrechtlichen Grundsätzen (Legalitätsprinzip, Kostendeckungsprinzip,
Äquivalenzprinzip), welche im Verfahren der ordentlichen
Verwaltungsrechtspflege überprüfbar sind (vgl. BGE 129 I 346 E. 5 S. 353 f.
betreffend einen Beitrag an Investitionskosten von Pflegeheimen, welcher nicht
dem Tarifschutz gemäss KVG untersteht).

2.9 Der angefochtene Nichteintretensentscheid ist im Ergebnis richtig, weil die
Vorinstanz für den in der Klage behaupteten Anspruch sachlich nicht zuständig
ist. Ob bei gegebener Zuständigkeit ein Feststellungsinteresse bestünde, kann
offenbleiben.